Die Geschichte der kleinen Lany ist so bemerkenswert, dass wir sie gerne auf unseren Blog stellen, obwohl sie nicht vermittelt wird.
Am 12. Oktober 2016 erreichte uns zu Mittag der verzeifelte Notruf eines jungen Mädchens, dass ihr acht Wochen altes Kätzchen sich so unglücklich in der Abdeckung des Geschirrspülers versteckt hatte, dass es beim Öffnen dessen im Brustbereich massiv eingeklemmt worden war. Als die kleine Lany mit ihrer Familie zu uns kam war sie ein somnolenter Schockpatient und im ersten Moment sah es aus als käme jede Hilfe zu spät. Wir haben uns aber in Absprache mit der Familie dazu entschieden das Kätzchen stationär aufzunehmen und intensiv zu therapieren. Nach der Erstversorgung und Schocktherapie wurde bald klar, dass Sie überleben würde. Am zweiten Tag zeigte Lany allerdings weiterhin eine schlaffe Lähmung der Hinterextremitäten und des Schwanzes. Obwohl sich ihr Allgemeinzustand zusehens verbesserte und sie voller Hunger nach Nahrung und Leben war, wäre im Falle einer kompletten Querschnittlähmng die Euthanasie wohl unausweichlich gewesen. Sowohl die Literatur als auch hinzugezogene Orthopäden und Neurologen stellten eine äußerst ungünstige Prognose. Auf dem Röntgenbild war allerdings zu sehen, dass die knöcherne Wirbelsäule unverletzt geblieben war und es sich daher um einen spinalen Schock mit Nervenschädigung und nicht um ein komplettes Transversalsyndrom handelte. Nach einer Woche Medikation, K- Laser- und Physiotherapie zeigten sich erste Fortschritte und gewisse Reflexe kehrten zurück. Die Hinterbeine wurden aber weiterhin nicht verwendet und die Blase mußte ihr mehrmals am Tag aussmassiert werden, den Kot verlor sie ohne es zu bemerken. Lany entwickelte eine unglaublche Wendigkeit auf ihren zwei Vorderpfoten, während die Hinterbeine bewegungslos nachgeschleift wurden.
Nach einer weiteren Rehabilitationszeit von drei Wochen und intensiver Therapie kehrte dann aber auch eine gewisse Beweglichkeit in den Hinterbeinen und im Schwanz zurück. Lany wurde schließlich, wenn auch etwas wackelig, aber auf allen vieren gehend in häusliche Pflege entlassen.
Nach knapp drei Monaten kam sie wieder zu uns in die Ordination auf Grund der permanenten Harn und Kotinkontinenz, was bei einer reinen Wohnungshaltung (ohne Garten) auf Dauer nicht zu managen ist. Sie war uns in der Zwischenzeit natürlich sehr ans Herz gewachsen und wir haben sie wieder stationär aufgenommen und erneut eine Therapie eingeleitet. Lany ist jetzt eineinhalb Jahre alt und trotz ihres schweren Traumas sehr weit gekommen. Wir geben nicht auf, denn neurologische Patienten machen oft noch nach längerer Zeit Fortschritte. Für den Fall, dass sie weiterhin Harn und Kotabsatz nicht kontrollieren kann, hatten wir und ihre Familie ursprünglich den Plan einen reinen Freigängerplatz mit Unterschlupfmöglichkeiten für sie zu finden, weil dieses Problem dann nicht so eine Rolle gespielt hätte.
Lany hat es anders entschieden: sie hat uns bezaubert und fühlt sich in der Ordination zu Hause. Sie wird dauerhaft bei uns bleiben – unter der Woche in der Ordination, am Wochenende darf sie den Garten genießen.
2017 wurde links eine Patellaluxation festgestellt, welche wir schließlich operiert haben. Nach einer gewissen Rehabilitationszeit hat sich das als sehr günstig erwiesen und ihr Gangbild noch einmal wesentlich verbessert. Nachdem unser geliebter Kater James verlassen hat, ist Lany in seine Fußstapfen getreten und heute zu einem fixen Teammitglied geworden…